Ansichten eines alternden Volleyballers

Unser Sport hat sich kontinuierlich verändert – keine neue Erkenntnis.

Der sportlichen folgte aber auch eine „gesellschaftliche“ Wandlung: Stand man vor 10 Jahren noch seinem Gegner in gewissem Maße aggressiv aber auch respektvoll gegenüber, so vermisse ich heute zumindest letztere Eigenschaft.

Oft wähne ich mich auf einem Sportplatz, der als Bühne für übermotivierte oder frustrierte Zuschauer herhalten muss. Spottsprüche gehen im Chor zu jeder erdenklichen Situation in Richtung Gäste oder einzelner Spieler.

„ . . . das war der Libero, das war der Libero . . . “ (Anm.: Der Libero einer Seite hat einen Punkt für den Gegner verursacht.)

Auf der Gegenseite setzt ein Angreifer den Ball hinter die Linie: „Aaauuuus, aaauuus“ (Anmerkung erübrigt sich)

Eine Seite nimmt Auszeit, um üblicherweise den Spielfluss des Gegners zu stören ...  Dies wird mit etwas wie Nervosität oder Mama kommentiert.

So fährt man wechselseitig choreografische und rhethorische Attacken. Am Ende ist eine Gruppe geknickt und die Glücklicheren hüpfen zum Schlacht­gesang der Verlierer.

Es mag sein, dass dieses Verhalten bei sportlichen Begegnungen Usus geworden ist, jedoch würde ich weder mit der einen noch mit der anderen Gruppe ein  Bier trinken wollen.

Toni Onic