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Vom mittelfränkischen Becken in die Münchner Badewanne

Erstellt von Michael Steiner | | Schwimmen

In diesem Sommer nahm ich an 2 Freiwasser-Terminen teil, wobei der 2.  Start, das Durchschwimmen des Starnberger Sees an seiner breitesten Stelle, den Schwerpunkt darstellen sollte.

Zur Vorbereitung meldete ich mich für den Bayern-Cup über 2,5 Km im Brombachsee am 17. Juli an. Das Zirndorfer Team komplettierte unser - ins oberbayerische Exil verbannte - Freiwasser-Veteran Oliver Spengler. Nach der Hitzewelle der vergangenen Wochen hatte das Wasser zwar Badewannentemperatur, aber die Blaualgenkonzentration  so zugenommen, daß die Veranstaltung vom kleinen in den großen Brombachsee bei Ramsberg verlegt werden musste. Das Feld war wie immer bei diesen Veranstaltungen hochkarätig besetzt, so daß das Motto für mich von Anfang an hieß: Dabei sein ist alles. Man konnte wählen, ob man für den   „Bayern-Cup“, die „Bayerischen Meisterschaften“ oder für beides in die Wertung kommen wollte. Ich wählte den Cup und Oli die Meisterschaften. Zu durchschwimmen war in Badehose/-anzug jeweils zweimal ein durch Bojen abgesteckter Dreieckskurs. Die erste Runde verlief nach meinem Geschmack nicht ideal: so verlor ich öfters die Ideallinie und schwamm einige unnötige Meter zu viel, anstatt mich bei einem gleich- und orientierungsstarken Schwimmer hinten ins Kielwasser zu hängen. Nach der 1. Boje betätigte ich mich kurzzeitig als Geisterschwimmer und schwamm dem Feld hinter mir entgegen. So hatte ich schon nach der 1. Runde einen Rückstand, den ich auf der wesentlich besser verlaufenen 2. nicht mehr aufholen konnte. Ergebnis somit mäßige 45:19 min. Oliver konnte dagegen in seiner Altersklasse, AK 35 mit mehr als einer Minute Abstand auf den 2. in 36:23 min. Sieger werden. Auf den Schnellsten im ganzen Feld  fehlten ihm knapp 3 Minuten.

Am 8.August folgte dann der Ernstfall. Luftlinie waren ca. 4,2 Km im Starnberger See zu durchqueren. Ausrichter war die Wasserwacht Ammerland, die den Wettkampf wegen der Niederschlagsmassen der vergangenen Tage erst abblasen wollte, dann aber nur um einen Tag auf Sonntag verschob. Von den 200 gemeldeten Schwimmern erschienen letztlich nur 134. Wieder war Oli mit von der Partie. Wir wurden vom späteren Zielort Ammerland mit Bussen ans gegenüberliegende Ufer zum Startpunkt Tutzing gefahren:  Der See war an diesem Tag randvoll, die Ufer matschig durchweicht und teils überschwemmt. Die Wassertemperatur lag bei etwa 19 Grad.  Die Veranstalter empfohlen daher allen Teilnehmern, die keinen Neoprenanzug trugen, sich ausgiebig aus dem Melkfett-Bottich zu bedienen.

Dann der Startschuß: Diesmal sollte es besser laufen als im Brombachsee. Nachdem sich das Feld nach einigen hundert Metern auf eine ebensolche Breite verteilt hatte, suchte ich mir eine Zweiergruppe,  an die ich mich anschließen konnte. Ich wunderte mich, wie der vorderste Schwimmer so zielstrebig den Weg  finden konnte. Weder war das gegenüberliegende Ufer aus dieser Froschperspektive zu sehen, noch konnte ich unterwegs die Linie von Orientierungs-Bojen und Sicherungsbooten ausmachen, die uns den Weg weisen sollten.

Ich fühlte mich sehr stark und sah mich schon  mindestens in der Top-Ten liegen, als wir immer mehr Konkurrenten hinter uns lassen konnten. Als dann nach einer gefühlten Stunde das Ufer schon in greifbarer Nähe schien, wollte ich mich von meinen beiden Begleitern absetzen und schaltete den Turbo ein. Im Nu hatte ich einen ordentlichen Abstand zwischen uns gebracht und als ich mich nach ca. 80m  umsah, war ich schon allein. Den Grund erfuhr ich kurz darauf. Der Zielbereich war viel weiter rechts als von mir vermutet, so daß ich dann einen rechten Winkel am Ufer entlang schwimmen musste, der mir wie eine Ewigkeit vorkam. Endlich der Zielbereich: Mit der erhofften Top-Ten-Platzierung wurde es jetzt natürlich nichts mehr, aber immerhin Platz 21 in 1:15:59 Std.  Oli dagegen konnte wieder seine Erfahrung ausspielen und landete nur zweieinhalb Minuten nach dem Gesamtsieger mit 1:03:50 Std. auf dem 3. Rang, was für das Treppchen gereicht hätte. Doch dieses Jahr gab es keine Siegerehrung, so daß auch er sich mit einem Erinnerungs-Shirt und einer Medaille begnügen musste.

Fazit für mich: Freiwasserschwimmen ist zum Großteil Erfahrungssache und man lernt mit jedem Rennen dazu. Vielleicht bin ich nächstes Jahr wieder dabei, denn momentan erwäge ich sogar, mir einen eigenen Neopren-Anzug zuzulegen